
Müssen wir unser Bild von Freud verändern?
Überlegungen auf der Basis einer neuen Quelle: K.R. Eisslers Interviews mit Patienten und Zeitgenossen Sigmund Freuds
Ulrike May hat während Jahren ein ambitiöses Projekt verfolgt: Mit ihrem umfangreichen Wissen über die Geschichte der Psychoanalyse hat sie Freuds Schriften untersucht und dabei insbesondere die Entwicklung von Freuds Denken konkret und sehr genau nachzuverfolgen versucht. Aus dieser vertieften Analyse der Texte (inkl. Entwürfen oder Alternativversionen) und unter Einbezug der Korrespondenz von Sigmund Freud ist mittlerweile ein beachtliches Werk entstanden, dessen zentrale Bausteine unter dem Titel «Freud bei der Arbeit» 2015 in Buchform erschienen sind. Nun wurde 2017 von der Library of Congress in Washington ein grosser Teil des Freud-Archivs digital öffentlich zugänglich gemacht, darunter die Interviews von Kurt R. Eissler mit KollegInnen, PatientInnen, Angehörigen und Bekannten, die direkten Kontakt mit Sigmund Freud gehabt haben. Ulrike May wird in ihrem Vortrag einen Einblick in diese Interviews geben und hervorheben, welche neuen Aspekte und Fragen sich für uns daraus ergeben können. Ihre Arbeitsmethode erlaubt es, eine Brücke vom Persönlichen, Anekdotischen zu grundlegenden, aktuellen psychoanalytischen Fragen zu schlagen.
Ulrike May, Psychoanalytikerin in Berlin und Mitglied der DPV, hat ein Buch über Freuds klinische Theorie geschrieben und zusammen mit E. Mühlleitner einen Band über Edith Jacobson herausgegeben. Sie hat darüber hinaus zahlreiche Aufsätze verfasst, in denen sie die Entstehung von Freuds Theorie und die Besonderheiten seiner Praxis behandelt. 2015 erschien von Ulrike May das Buch «Freud bei der Arbeit; zur Entstehungsgeschichte der psychoanalytischen Theorie und Praxis» im Psychosozial-Verlag. (eine vollständige Bibliographie von U. May findet sich unter www.may-schroeter.de).
Ort: Praxis Kramgasse 61, 3011 Bern
Zeit: Freitag 15.6.18 20h30 - 22h00
Kosten: Unkostenbeitrag für Nichtmitglieder 20.-